Schönheit mit vielen Namen: Bienenbaum (Tetradium daniellii)

| Autor: | Kategorie:

Dieser aus China und Indien stammende, bis zu 15 m hohe Baum wird hierzulande mit Namen geradezu überhäuft: Tausendblütenbaum, Honigesche, Wohlduftraute (er gehört zu Familie der Rautengewächse, Rutaceae), Bienenfreund und Samthaarige Stinkesche sind nur einige davon. Letzteren trägt er – durchaus zu Unrecht – wegen des starken Geruchs, der beim Zerreiben der Blätter entsteht. An einem Exemplar auf der Insel Mainau haben wir dies getestet und den Geruch als nicht allzu stark oder unangenehm befunden. Vielmehr sind uns die Scharen an Bienen aufgefallen, die sogar noch an den geschlossenen Blütenknospen zugange waren. Deshalb ist die Bezeichnung Bienenbaum aus unserer Sicht eindeutig zutreffender.

Schon ab Mitte Juni machen sich die Bienen über die noch kaum aufgegangenen Blüten und Knospen her.

Lange Fruchtzeit, kurzes Leben
Der Bienenbaum blüht verhältnismäßig spät, nämlich von Ende Juni bis Anfang August. Dies ist für unsere Bienen in dieser Zeit besonders vorteilhaft. Die attraktiven Früchte, welche entfernt an die „Pfaffenkäppchen“ des Spindelstrauchs (Euonymus) erinnern und an auffälligen roten Fruchtständen hängen, trägt der Bienenbaum dann bis in den November hinein. Diese sind wiederum ein gefundenes Fressen für verschiedene Vogelarten, weshalb der zierliche Baum mit seinem goldfarbenen Herbstlaub zugleich einen vollen Erfolg aus ökologischer Sicht darstellt. Da seine Samen für Vögel unverdaulich sind und mit dem Kot wieder ausgeschieden werden, gibt es außerdem die Chance auf Bienenbaumnachwuchs im eigenen Garten sowie denen der Nachbarn. Besonders langlebig ist der schmucke, exotische Baum allerdings nicht – viel mehr als 40 Jahre wird er nicht alt, auf nährstoffarmen Böden sogar weniger. 

Sobald die Blüte vorbei ist, verfärben sich die Fruchtstände rötlich und werden bei zunehmender Reife immer dunkler.

Ein Baum mit Vorgeschichte
Interessant ist auch seine vielschichtige Historie, die sich nicht zuletzt im lateinischen Namen der Spezies niederschlägt: Noch vor wenigen Jahrzehnten wurde diese in den meisten botanischen Gärten als Euodia hupehensis betitelt. Dies rührt von der Herkunft des Baumes her, welcher unter anderem auch in der chinesischen Provinz Hupeh (früher Hubei) heimisch ist. Während James Cooks zweiter Weltumsegelung hatten Entdecker die Bäume unter anderem auf der Südseeinsel Eua angetroffen, ihren ursprünglichen Gattungsnamen Euodia hatte die Pflanze allerdings aus dem Griechischen erhalten. Dort bedeutet es Aroma bzw. Duft – wesentlich netter als der hiesige Name „Stinkesche“. Zum Gedenken an den britischen Militärarzt Daniell wurde die Art jedoch umbenannt und schließlich auch botanisch in eine andere Gattung, nämlich Tetradium, gestellt. Durch die Erkenntnisse der modernen molekularbiologischen Forschung geschehen derartige Umbenennungen inzwischen sehr häufig. Das ist zwar mit großem Aufwand verbunden und führt unter anderem dazu, dass in Botanischen Gärten ganze systematische Abteilungen umgekrempelt werden. Aber immerhin passt der neue Gattungsname in diesem Fall gut zu den oft in Viererpacks (Tetraden) angeordneten Balgfrüchten des Bienenbaums.

Sofern er sich baum- und nicht strauchförmig entwickelt, kann der Bienenbaum zu einem durchaus stattlichen Schattenspender im eigenen Garten werden. Ein dementsprechendes Platzangebot sollte bei der Pflanzung deshalb mitberücksichtigt werden.

Insgesamt handelt es sich beim Bienenbaum um einen äußerst empfehlenswerten Gartenbaum, der mit einer zu fast allen Jahreszeiten ansprechenden Erscheinung aufwartet und an verschiedensten Standorten sowie unterschiedlichsten Bodentypen sehr gut gedeiht. Aufgrund seiner stark anziehenden Wirkung auf Bienen und andere nützliche Insekten ist er Naturliebhabern gerade in Zeiten des Bienensterbens sehr zu empfehlen.

Schlagwörter: Tausendblütenbaum, Honigesche, Tetradium daniellii, Gartenbaum  

Kommentare